| | | | | | | | | Samstag, 29. Januar 2022 | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | Liebe Leserin, lieber Leser, | | | | | | | | | | | | 2022 ist das »Europäische Jahr der Jugend«, das haben sich die EU-Kommission und das Europäische Parlament so überlegt. Um herauszufinden, welche Anliegen die jungen Menschen in der Union haben, welche Sorgen sie umtreiben, gab die EU eine groß angelegte Befragung in Auftrag. Am Mittwoch sind die Ergebnisse des »Eurobarometers« erschienen, für das Zehntausende Menschen in allen 27 Mitgliedstaaten befragt wurden. Die Antworten wurden auch nach soziodemografischen Kriterien ausgewertet, unter anderem nach dem Alter. Und sie zeigen: Für mehr als die Hälfte der Europäerinnen und Europäer im Alter von 15 bis 24 Jahren stellt die Klimakrise die wichtigste globale Herausforderung dar. Neun von zehn jungen EU-Bürgerinnen und -Bürgern sind der Meinung, dass es direkte Auswirkungen für sie selbst hätte, wenn der Klimawandel bekämpft würde: Das Eindämmen der Krise könne zur Verbesserung ihrer eigenen Gesundheit und ihres Wohlbefindens beitragen. 85 Prozent aller Befragten glauben, dass die Bekämpfung des Klimawandels neue Möglichkeiten für Innovation, Investitionen und Arbeitsplätze bieten kann. 83 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die Bekämpfung des Klimawandels zum jetzigen Zeitpunkt dazu beitragen kann, die Kosten größerer ökologischer Schäden in der Zukunft zu verringern. Außerdem zeige die Befragung: Die Unterstützung der Bevölkerung für die europäischen Klimaziele ist breit – »überwältigend«, formulierten es die EU-Organe. 88 Prozent der Europäerinnen und Europäer halten es zum Beispiel für wichtig, den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen. Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu machen, ist für 80 Prozent ein wichtiges Ziel. Für die Jüngeren (mit 87 Prozent) ist das noch bedeutsamer als für die Älteren (mit 77 Prozent).
Außerhalb der EU denken viele junge Menschen nicht anders. Drei von vier halten die Zukunft für beängstigendFür eine Studie, die im Dezember in der Fachzeitschrift »Lancet Planetary Health« veröffentlicht wurde, fragten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 10.000 Kinder und Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren aus zehn Ländern – darunter Brasilien, Indien, Nigeria, Großbritannien und die USA – nach ihren Gedanken und Gefühlen zum Klimawandel. Das Ergebnis: 84 Prozent waren besorgt, 59 Prozent sogar sehr. Drei von vier Teilnehmerinnen und Teilnehmern gaben an, dass sie die Zukunft für beängstigend hielten. Weltweit ist eine Generation in Sorge. Und weltweit lassen sich immer wieder Beispiele dafür finden, dass diese Sorgen übersehen werden. | | | | | | | | Eines dieser Beispiele offenbart sich zurzeit in den USA – in dem Land, das historisch für den größten Teil der kumulierten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Seit Monaten blockiert der demokratische Senator Joe Manchin ein Reformpaket der US-Regierung, das Milliarden Dollar für die Energiewende und weitere Klimaschutzvorhaben bereitstellen würde. Die Mehrheit der Demokraten im Senat, und damit die Zustimmung für den »Build Back Better Act«, hängt an einer einzigen Stimme – Manchins Stimme in diesem Fall. | | | | | | | | | | | | | Der demokratische Senator Joe Manchin blockiert seit Wochen ein wichtiges Klimagesetz in den USA Anna Moneymaker / Getty Images | | | | | | | | Manchin selbst verteidigt seine Haltung mit dem Argument, dass das Programm zu teuer sei, er sorge sich um die Wirtschaft. Andere halten alternative Beweggründe für denkbar. Der Bundesstaat West Virginia, den der 74-Jährige im Senat vertritt, ist eine der größten Bergbauregionen in den USA. Durch persönliche Investitionen in Kohleunternehmen und durch Wahlkampfspenden von der Kohleindustrie soll Manchin ein Vermögen gemacht haben. Die Klimaschutzmaßnahmen, auf die die nachfolgenden Generationen angewiesen sind, könnten für den Senator schlicht nicht so erstrebenswert wirken. | | | | | | | | Die internationale Aufmerksamkeit ist dem Politiker für seine Blockadehaltung mittlerweile sicher, auch wenn das Urteil oft wenig schmeichelhaft ausfällt. »Er ist ein Schurke, eine Bedrohung für die Welt«, sagte der Direktor des Internationalen Zentrums für Klimawandel und Entwicklung in Bangladesch, Saleemul Huq, einem Bericht der Zeitung »The Guardian« zufolge. Der britische Abgeordnete Ed Davey bezeichnete Manchin demselben Bericht nach als »Problem«. Und schon im Dezember nannte eine Greenpeace-Mitarbeiterin den Senator einen »fossil-fueled sociopath« – einen Soziopathen, der von fossilen Brennstoffen angetrieben würde. Man könnte es fast amüsant finden, wie groß die Macht eines einzelnen Kohlekumpel-Kumpels im Politikbetrieb der USA werden kann – wäre es nicht so wichtig, dass die Vereinigten Staaten sehr zügig sehr rigide Maßnahmen zur Emissionssenkung ergreifen. Denn das rechnerische CO₂-Budget, das die USA bei einer fairen Verteilung anteilig noch verbrauchen dürften, um das 1,5-Grad-Limit von Paris einzuhalten, ist schon seit dem Jahresende erschöpft. | | | | | | | | | | | | | Die Proteste für eine bessere Klimapolitik sind von jungen Leuten geprägt. Die Entscheidungen über die Klimapolitik treffen andere. Michele Tantussi / REUTERS | | | | | | | | Die Themen der Woche Für 1,5 Grad-Ziel: USA dürfen kein CO₂ mehr ausstoßen Ende 2021 haben die Vereinigten Staaten ihr rechnerisches CO₂-Budget erschöpft. Auch Deutschland hat nur noch fünf Jahre Zeit. Das zeigt: Die Emissionen müssen rapide sinken, wenn die Klimakrise eingedämmt werden soll. Klima- und Umweltbilanz der Viehzucht: Forscher plädieren für Fleischsteuer Fleisch ist zu billig, sagen Experten in einer Studie. Sie haben berechnet, wie viel teurer Rind, Lamm oder Schwein sein müsste – und wie das dazu führen könnte, dass Arme am Ende sogar mehr Geld haben als vorher. Familie Althausen und die harte Tour: Ohne Auto auf dem Land – geht das überhaupt? Abseits der großen Städte lässt sich der Alltag nur mit dem Pkw bewältigen, heißt es oft. Eine Familie mit drei Kindern in Brandenburg probiert es aus – und pendelt täglich 30 Kilometer mit dem Fahrrad. Artenschützer gegen Klimaschützer: Wie die Grünen das Windkraft-Dilemma lösen könnten Der Windkraftausbau bedroht Vögel und Fledermäuse und sorgt für Streit, nicht nur bei den Grünen. Das könnte die Energiewende weiter verzögern – dabei gibt es Lösungen. E-Autos als Energiespeicher: Deutschlands gigantische ungenutzte Powerbank Elektroautos könnten bald zeitweise so viel Energie ins Netz speisen wie hundert Atomkraftwerke – und dabei Strompreise dämpfen sowie Blackouts verhindern. Doch Politik und Industrie drohen die Chance zu verpassen. Plug-in-Hybride: Wie Verkehrsminister Wissing das Koalitionsziel zu Elektroautos einkassiert Elektroauto-Durcheinander in der Ampelkoalition: Sollen Hybride beim Ziel für 2030 mitzählen? Ja, findet Minister Wissing und empört viele Grüne. Um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen, muss wohl ein neuer Plan her. Schädliche Emissionen: Gasherde stoßen auch Methan aus, wenn sie ausgeschaltet sind Wissenschaftler haben die Emissionen von Gasherden in den USA untersucht und festgestellt: Teilweise treten gefährliche oder klimawirksame Schadstoffe aus. | | | | | | | | Bleiben Sie zuversichtlich, Ihre Viola Kiel | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | Umweltpsychologie und Umweltschutz Erhalten Sie mit diesem E-Learning-Kurs praktische Empfehlungen, wie Sie notwendige Veränderungen zum Schutz der Umwelt und zum Wohlbefinden Ihrer Mitarbeitenden hervorrufen können. | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | Jetzt laden: Die SPIEGEL-App für iOS und Android | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | DER SPIEGEL GmbH & Co. KG Ericusspitze 1 • 20457 Hamburg Tel. 040 3007-0 E-Mail: spiegel@spiegel.de
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