Vor genau einem Jahr hielt Charlotte Knobloch im Bundestag eine bewegende Rede. Die Holocaust-Überlebende und frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland sagte in Richtung der Rechtsradikalen unter den AfD-Abgeordneten: »Sie werden weiter für ihr Deutschland kämpfen und wir werden weiter für unser Deutschland kämpfen. Ich sage ihnen: Sie haben ihren Kampf vor 76 Jahren verloren.« Am heutigen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus – vor 77 Jahren, am 27. Januar 1945, befreite die Rote Armee die Menschen aus dem Vernichtungslager Auschwitz – wird Inge Auerbacher als Überlebende der Schoa die Rede im Bundestag halten. Die 87-jährige New Yorkerin stammt aus Kippenheim am Rande des Schwarzwalds, überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt und wanderte mit ihren Eltern nach dem Krieg in die USA aus. Ihre Mahnung an die Jüngeren: »Du hast immer eine Wahl!« So wie sich einst Therese, eine frühere Hausangestellte von Auerbachers Großeltern, in dunkler Zeit mutig für das Gute entschied: Sie versorgte Inges Familie unter großem Risiko mit Essen, versteckte private Gegenstände, etwa die Fotoalben. Neben Auerbacher wird Israels Parlamentspräsident Mickey Levy sprechen, die Gedenkstunde beginnt um 10 Uhr. Nicht jeder Rechtsaußen darf reinSie kennen sicherlich die Bilder vom Balkon der Ungeimpften im Bundestag, spöttisch auch »Seuchentribüne« genannt: Oberhalb der AfD-Fraktion müssen jene Rechtsaußen sitzen, die wegen der für den Plenarsaal geltenden 2G-Plus-Regelung keinen Zutritt mehr haben. Da die heutige Gedenkfeier allerdings keine reguläre Plenarsitzung ist, gelten andere Regeln. Und die besagen: Teilnehmen dürfen nur geimpfte oder genesene Abgeordnete. Das gilt auch für die Tribünen. |