Annalena Baerbock ist heute zum Antrittsbesuch in Moskau, in einer Zeit, in der Russland Zehntausende Soldaten und Panzer an der Grenze zur Ukraine versammelt, in der die Kriegsgefahr im Osten Europas mit jedem Tag wächst. Am Montag war die grüne Außenministerin in Kiew, um der ukrainischen Regierung Deutschlands Unterstützung zu versichern – Waffenlieferungen oder das Aus für die Ostseepipeline Nord Stream 2 zu versprechen, gehörten nicht dazu. Baerbock warnte Russland vor einer militärischen Eskalation: »Jede erneute Aggression hätte einen hohen Preis.« Lawrow, Putins ewigen, grimmigen Chefdiplomaten, werden solche markigen Ankündigungen nicht beeindrucken – zumal tatsächlich nicht absehbar ist, wie dieser Preis aussehen soll. Schon gar nicht wird sich der 71-Jährige öffentlich von der Neuen aus Berlin belehren lassen. Das nämlich behält sich Lawrow lieber selbst für seine Gäste vor, so wie vergangenes Jahr, als er den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell auf offener Bühne vorführte. Baerbocks Russland-kritische Haltung, ihre Vorbehalte gegen Nord Stream 2, ihre Mahnungen im Ukraine-Konflikt wären für Lawrow sicher Anlass genug, der deutschen Kollegin eine Lektion zu erteilen. Aber, so sagt meine Moskauer Kollegin Christina Hebel, »allzu sehr darf er Baerbock bei ihrem ersten Besuch eigentlich nicht düpieren«, um nicht gleich auch Olaf Scholz zu verstimmen. Denn dass Scholz langfristig für einen eher milderen Kurs gegenüber Russland sorgen wird, darauf setze man im Kreml. Schließlich hat Putin mit dem letzten sozialdemokratischen Kanzler gute Erfahrungen gemacht. Bleibt zu hoffen, dass sich Baerbock in Moskau aufgrund solcher taktischen Erwägungen und drohender Lawrow-Konter zumindest nicht von ein paar klaren Worten abbringen lässt. Mein Kollege Christoph Schult ist dabei. Corona-Hoffnung, Corona-LeichtsinnGeht es Ihnen auch so? Corona-Einschläge überall, im Freundeskreis, unter Kolleginnen und Kollegen, in Schule und Kita; dazu passend Infektionszahlen, wie sie Deutschland in der ganzen Pandemie noch nicht erlebt hat. Und doch, ich kann ich mir nicht helfen: Es fühlt sich alles nicht so dramatisch an wie noch vor ein paar Wochen oder gar im letzten Winter. |